(2.5.1) Haus Victor Walter
Anschrift: Greiz, Poststraße 2
Baujahr: 1898
Bauherr: Victor Walter, Fuhrunternehmer
Architekt: Arno Dassler, Mohlsdorf (BLASE)
jetzige Besitzverhältnisse:
Nutzung: Büros, Wohnungen
Das stattliche Gebäude steht an der Straßenecke Poststraße/Stavenhagenstraße.
Die Fassade ist aus rotem Backstein mit reichem Sandsteindekor gestaltet. Das Gebäude
ist renoviert. Links die kleine Turmhaube hat ihre ursprüngliche Gestalt verloren.
Initialen Victor Walter
Kartusche mit wehenden Bändern
Schild mit Jahreszahl. Diese ist links flankiert vom Flügelrad, dem Rad mit den Merkurflügeln, Wahrzeichen des Verkehrs. Rechts sehen wir den Merkurstab, geflügelt und von zwei Schlangen umwunden. Der Merkurstab, Attribut des Merkur (Hermes), symbolisiert die Kaufmannschaft, und ist an vielen Häusern in Greiz zu finden. Über den Zeichen und der Jahreszahl breitet die Eule schützend ihre Fänge aus. Die Eule gilt nicht nur als Symbol der Weisheit, sie ist auch der Minerva zugeordnet, die als Beschützerin von Handwerk und Gewerbefleiß verehrt wird. Wir finden also die Wahrzeichen von Verkehr, Handel und Handwerk auf dem Jahresschild vereint.
Schmucktafel. Die florale Ornamentik weist, trotz des Entstehungsjahres noch im XIX. Jahrhundert, schon deutlich in Richtung Jugendstil. Andererseits ist der gesamte Fassadenaufbau rein gründerzeitlich geprägt. Siehe auch die kleinen Konsolen unter der Schmucktafel.
Teil der Fassade im Überblick. An der linken Seitenfront wurden neuzeitliche Balkone vorgehängt.
Portal mit schön aufgearbeiteter Holztür und passendem Türknauf.
Detail der Tür
Maske im Schlussstein über der Tür
Verkoppelte Fenster mit gemeinsamer Überwölbung.
Die neuzeitlichen Fenster sind zwar zweiflügelig (das ist erfreulich), die glatten Rahmen stören aber doch ein wenig das gründerzeitliche Gepräge.
Der Eckerker mit drei Etagen und Turmhaube
Schöne Schiefereindeckung der Haube und darunter befindliche Steinmetzarbeiten
Ornamenttafel mit Maske und Greifen. Der Greif gilt als Wächter des Goldes.
Fassadenteil Stavenhagenstraße
Sockelbereich, dreistufige Natursteinfassung. Der helle Anstrich der Sandsteinbrüstung hat sich nicht bewährt.
Fenster im Mansardenbereich
Verkoppelte Mansardenfenster mit gemeinsamer Verdachung
Besonders auszeichnende Überwölbung einer Fenstergruppe
Das Überstreichen von Naturstein mit Farbe ist immer von Übel. Unbestrichene und
bestrichene Passagen stoßen hier aufeinander.
Nachträglich veränderter Eingangsbereich. Diese Gestaltung ist unpassend.
Nach dem Abriss des ehemaligen Tivoli-Gebäudes in der Stavenhagenstraße ergaben sich neue Möglichkeiten, das Haus Victor Walter aus etwas größerer Distanz von der Südseite her zu sehen und bildlich zu erfassen Wir zeigen einige Fotos, die im Juli 2012 entstanden:
Ehemaliger Standort des Tivoli, links Haus Victor Walter
Haus Victor Walter übers Eck.
Der bemerkenswerte Bau kommt gut zur Geltung.
Die oberen Etagen der Südwestansicht
Die unteren Etagen
Die Südfassade
Teil der Südfassade mit Eckturm
Obere Etagen der Südfassade
Untere Etagen der Südfassade
Der östliche Erweiterungsbau ist niedriger als der westliche Haupttrakt und hat auch einen anderen Etagenzuschnitt mit geringerer Raumhöhe. Dennoch bleibt die stilistische Einheitlichkeit der Gebäudeteile gewahrt.
Die Restaurierung des prächtigen Victor-Walter-Hauses hat durchaus vorzeigbare Ergebnisse erbracht. Erfreulich ist es auch, dass das Gebäude genutzt wird. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass, wie oben dargestellt, einige kritische Anmerkungen zu machen sind. Trotzdem ist das Gebäude eine Sehenswürdigkeit. Man kann nur empfehlen, die Fassade gründlich zu betrachten.
Stand 2012
Eine historische Grafik, entstanden 1906, vermittelt einen Eindruck vom damaligen Aussehen
des Gebäudes.
Der Werbedruck nennt das Gründungsjahr 1856 der Firma. Als aktuelle Inhaber der Firma zum Zeitpunkt der Entstehung des Werbedrucks werden Reinhold Funke und Otto Voitel genannt.
Das Gebäude entspricht in seinen Konturen dem Bild,
das wir auch heute noch sehen. Lediglich am Dachschmuck
und bei der Dachwerbung sind Veränderungen zu erkennen.
Quelle:
Historische Grafik 1906, Sammlung Rudolf
Stand 2020