(5.2.5) Doppelhaus Marktstraße 12/14
An der Marktstraße 12-14 steht ein großes Geschäftshaus, das deutlich vom Jugendstil geprägt ist. Wir finden aber auch namentlich im Parterre Einflüsse des Reformstils. Geplant wurde das Gebäude von Baumeister Arno Daßler und Architekt Moritz Golle. (Informationstafel)
Der Gebäudekomplex umfasst elf Fensterzüge. Die Senkrechte ist untergliedert in Parterre,
zwei Obergeschosse und das ausgebaute Mansardendach, mit Zwerchgiebel und Mansardenfenstern. Die Gesamtansicht stammt aus der Zeit vor der Restaurierung 2013.
Der mittlere Zwerchgiebel trägt auf der Brüstung eine Ziertafel, die das Baujahr 1903 verkündet. In charakteristischer Jugendstilmanier ist die Dreiecksform des Giebels völlig aufgehoben. Auch der rechte Winkel der Fenster ist verfremdet. Ein kurvenreiches Dekor mit Rosenzweigen umrankt die Fenster. Auf den Seitenpilastern prangen plastische Dekors aus dicken Kordeln.
Der Jugendstil mit all seinen Formenreichtum und phantasievollen Dekor hat Einzug gehalten.
Plastisches Kordeldekor näher
Auch die seitlichen Zwerchgiebel heben die traditionellen Umrisse auf. Das dreiteilige Fenster wird zum geschwungenen Oval, welches seinerseits von geschweiften Sprossen unterbrochen wird. Es ist eindrucksvoll, wie es dem Jugendstil gelingt, durch völlig neue Formen dem gewohnten Historismus etwas Neuartiges entgegenzusetzen.
Geheimnisvolle Jugendstilschönheiten, geschmückt mit raffinierten
Bändern und wehender Haartracht bewachen die Fassade.
Elegant gebogene Sprossen verleihen den verkoppelten Mansardenfenstern
jugendstilhaften Schwung. Die Voluten der Fenstereinfassung scheinen auszutropfen.
Das verleiht dem gewohnten Dekor eine ganz neue Wirkung.
Die Fenster der oberen Etage haben eigenwillige Verdachungen
und Verzierungen der Brüstung erhalten.
Es lohnt sich, das Dekor einer Fensterbrüstung näher anzuschauen. Die statisch
wirkenden Kordeln stehen im Gegensatz zu den dynamischen Pflanzenranken
mit nachgerade klassischer Jugendstilformgebung.
Den Sims zwischen Parterre und erstem Obergeschoss ziert ein Zapfenfries. Darüber ist eine groteske Jugendstilmaske zu sehen. Eine Kordel ragt aus ihrem Mund. Der Putzuntergrund trägt ein Ritzmuster. Jugendstildekors sind bei näherer Hinsicht oft rätselhaft und verwirrend.
Die Fassade des Parterres wurde mit bossierten Natursteinen verkleidet. Sie ist vom Reformstil geprägt. Die Holzrahmen der Fassadenöffnungen sind aber unverkennbar vom Jugendstil inspiriert.
Man beachte die unkonventionelle Formgebung der Oberlichter der Schaufensteranlage.
Auch die kurvenreichen Sprossen der Haustür zeigen den dynamischen
Ausdruckswillen des Jugendstils.
Die Türfüllung überrascht mit gut erhaltenen interessanten Schnitzmustern.
Der Jugendstil hat eine faszinierende neuartige Formensprache entwickelt, die in ihrer Eigenart den traditionellen Historismus ablösen konnte.
Quelle:
Öffentliche Informationstafel am Haus – Jugendstil
Stand 2020