(5.1.5) Villa Carl Schilbach
Anschrift: Greiz, Gartenweg 2a
Baujahr: 1910
Bauherr: Carl Schilbach (*1868 †1934), Wollfabrikant
Architekt: Ernst Steiner (STÖHRL)
Jetzige Besitzverhältnisse: Medizinische Einrichtung
Nutzung: Medizinisches Versorgungszentrum
Die Villa trägt seit dem Jahr 2010, hundert Jahre nach der Einweihung, offiziell den Namen
ihres Erbauers „Carl Schilbach Villa“.
Familie Schilbach hat in Greiz wesentliche Bauwerke errichtet, die heute noch das Stadtbild mitprägen, u.a. -> Villa Heinrich Schilbach, -> Villa Ernst Schilbach, -> Firmensitz Schilbach & Co. Diese Gebäude wurden im Stil des Historismus errichtet. Auch nach dem Wirken des Gründerzeitstils wurde durch Angehörige der Familie Schilbach gebaut. Wir freuen uns, Villa Carl Schilbach vorstellen zu können. Der Gründerzeitstil hat seinen Einfluss verloren. Architekt Ernst Steiner, ein bekannter Greizer Baumeister, kommt eigentlich vom Gründerzeitstil her.
Er hat in Greiz zahlreiche vom Historismus geprägte Gebäude errichtet, u.a. Haus Bruno-Bergner Straße 1, August-Bebel-Straße 31, → Haus Bruno-Bergner-Straße 5 → Haus Carolinenstraße 60 → Villa Golle und Haus Gartenweg 4. Angesichts seines umfangreichen und qualitätsvollen architektonischen Schaffens muss Ernst Steiner als maßgeblicher Vertreter des Historismus in Greiz gelten. Als er jedoch die Villa Carl Schilbach entwarf, ging er gegen Ende seiner Laufbahn noch einmal ganz neue Wege. Er bewies damit seine Vielseitigkeit und künstlerische Schöpferkraft. Er nahm die damals hochmodernen Anregungen des Reformstils und des Jugendstils auf und schuf ein einzigartiges Villengebäude mit individueller Ausstrahlung.
Unser Startbild zeigt eine Gesamtansicht der Villa, vom Gartenweg aus gesehen übers Eck, aus Richtung Südost. Links sehen wir die südliche Gartenfassade und ein Stück vom Garten, rechts die Straßenfassade zum Gartenweg. Dieses Foto sowie die folgenden geben den Zustand des Gebäudes wieder, wie er sich nach der im Jahre 2010 beendeten Restaurierung darstellte.
Südfassade zum Garten hin. Wir sehen die Freitreppe, die die Terrasse im Hochparterre erschließt. Rechts daneben der Wintergartenvorbau. Auf dem Dach des Wintergartens die Terrasse im ersten Stock, im zweiten Stock eine Loggia.
Freitreppe im Garten
Teil der Gartenfassade
Gartenfront aus südwestlicher Richtung mit Springbrunnen, Freitreppe, Wintergarten und Loggia
Gartenfront aus südöstlicher Sicht
Gartenfront von der Straße aus
Straßenfront aus östlicher Richtung
Nordfront aus nordöstlicher Richtung mit Eingang
Nordfassade aus nördlicher Richtung
Westfassade
Ansicht aus nordwestlicher Richtung
Luftbild aus nördlicher Richtung. Wir sehen die Nordfassade mit Eingangsbereich
und das vielgestaltige Dach. Nach Süden erstrecken sich Gärten.
Luftbild aus östlicher Richtung. Wir erkennen die Freitreppe zum Garten,
den polygonalen Wintergarten, darüber den Söller.
Partie der Nordfassade mit Eingangsbereich und Namenstafel
Das neue Namensschild der Villa. Wir freuen uns, dass man den Namen des Erbauers
der Villa wieder aufleben lässt und den verdienstvollen Fabrikanten Carl Schilbach ehrt.
Jahreszahltafel nach der Restaurierung 2010
Im Salon des Gebäudes wurde ein Porträt Carl Schilbachs, gemalt von Stefan Weiske, Münchenbernsdorf, angebracht. Es wurde von den jetzigen Eigentümern des Hauses gestiftet.
Porträt Carl Schilbach
Teil des Kamins im Salon mit kunstgeschmiedetem Gitter und Einfassung
Kamin in der Diele, rechts der ehemalige Wintergarten
Ehemaliger Wintergarten, jetzt als Wartebereich gestaltet
Fensterpartie des ehemaligen Wintergartens
Teil der farbigen Verglasung des ehemaligen Wintergartens
Treppenaufgang mit großem Treppenhausfenster
Treppenaufgang, im Hintergrund das große Treppenhausfenster
Blick ins Treppenhaus, im Hintergrund großes Treppenhausfenster
Großes Treppenhausfenster, vom oberen Treppenabsatz gesehen
Großes Treppenhausfenster, von der Treppe aus gesehen
Detail des Treppenhausfensters mit Buntverglasung
Buntverglasung näher
Deckenleuchte
Kleines Rundbogenfenster von innen
Kamin:
Kassettendecke mit Schnitzwerk
Wandvertäfelung:
Wir sind in der glücklichen Lage, einige historische Aufnahmen der
Villa Carl Schilbach aus der Entstehungszeit des Gebäudes zeigen zu können:
Ansicht aus Nordost. Wir sehen, dass sich rechts eine Veranda befand, die nachträglich verglast wurde. An der Nordseite des Grundstücks befand sich eine Einfahrt mit Tor und Pforte. Sie sind entfernt worden. Die Straße ist noch nicht befestigt: keine Fahrbahn, kein Bürgersteig.
Ansicht von Südost. Die Brüstungen der Terrassen und Balkone
haben ihre ursprüngliche Gestalt verloren.
Straßenansicht. Die Fahrbahn ist immer noch unbefestigt,
aber es gibt bereits einen Bürgersteig.
Straßenansicht mit Passanten
Straßenansicht mit gegenüberstehendem Gebäude
Südliche Gartenseite. Eine Aufnahme, die heute schwer möglich wäre, weil der Garten mit
großen Pflanzen besetzt ist. Wir sehen links den runden Vorbau, die Terrasse im Hochparterre mit Freitreppe, und den Wintergarten mit darüber liegender Terrasse.
Portal. Die Eingangsbeleuchtung ist leider verloren.
Gartenszene mit Wintergarten. Auf dem Dach des Wintergartens der Söller.
Partie der Gartenmauer
Wir können auch einige historische Interieuraufnahmen zeigen:
Eingangshalle
Salon
Esszimmer:
Arbeitszimmer:
Schlafzimmer
Bauherr Carl Schilbach
Grete Schilbach, Ehefrau von Carl Schilbach
Ehepaar Grete und Carl Schilbach mit Enkeln im Garten des Grundstücks Gartenweg 2a.
Im Hintergrund Villa Carl Schilbach.
Vor der Restaurierung der Fassade, die im Jahre 2010 abgeschlossen wurde, war die Außenhaut des Gebäudes grau. Spezielle Dekorteile waren hell abgesetzt.
Wir zeigen eine Reihe von Bildern aus dem Jahre 2009, die diesen Zustand wiedergeben:
Ansicht übers Eck aus nordöstlicher Richtung. Rechts die Zufahrt
zum Grundstück und das Portal.
Ansicht von Südost. Links die Gartenseite, rechts die Straßenfront
Westseite
Gesamtsituation aus Richtung Süden. Der Porphyrsockel des Gebäudes
setzt sich in der Einfriedung des Grundstücks fort.
Betrachten wir einige Details des Gebäudes:
Straßenfront
Verkoppelte Fensteranlage im Obergeschoss des südlichen Seitenrisalits.
Man beachte den liebevoll gestalteten Sammelkasten der Dachentwässerung.
Fensteranlage im Parterre des südlichen Seitenrisalits
Fensteranlage im Parterre des nördlichen Seitenrisalits
Brüstung am nördlichen Seitenrisalit
Sockel, verkleidet mit bossierten Porphyrblöcken. Der Edelputz der Fassade
wurde überstrichen und verlor so seine Wirkung.
Übergang zum südlichen Gartengrundstück und Terrasse
Eisernes Zaunfeld
Rest der nördlichen Grundstückseinfriedung
Giebel der südlichen Gartenseite
Durchblick zur Gartenseite mit Terrasse und Loggia
Großes Treppenhausfenster an der Westseite
Detail des Portals mit Schnitzwerk und Schmiedearbeiten
Oberlicht des Portals
Fenster der Nordseite
Wir haben gesehen, dass mit der Villa Carl Schilbach bei der äußeren wie bei der inneren Gestaltung gründerzeitliche Stilprinzipien konsequent überwunden wurden. Die damals neuartigen Gestaltungsrichtungen des Reformstils und des Jugendstils bestimmten den Bau und die innere Einrichtung der Villa. Mit den gezeigten historischen Aufnahmen besitzen wir einzigartige Dokumente der originalen Gestaltung, die einen Eindruck vermitteln, wie die Villa
zur Zeit ihrer Entstehung und Nutzung durch die Erbauer aussah.
Wir danken herzlich Frau Helga Weichbrodt geb. Schilbach, dass sie uns einzigartige historische Aufnahmen vom Haus ihres Großvaters zur Verfügung stellte.
Wir freuen uns, dass die Villa Carl Schilbach genutzt wird und eine bauliche Restaurierung erfolgte. Es sind auch Veränderungen und Verluste festzustellen. Trotzdem ist das Gebäude ein hervorragendes Zeugnis der Bautätigkeit der ausklingenden Gründerzeit in Greiz, das einen Besuch lohnt.
Frau Helga Weichbrodt-Schilbach (Historische Aufnahmen), Enkelin des Bauherrn, und Herrn Günter Stöhrl (Fotos nach der letzten Restaurierung der Villa), Vertreter des jetzigen medizinischen Nutzers des Gebäudes, waren durch ihre Beiträge und freundlich gewährte Unterstützung maßgeblich an der Entstehung des vorstehenden Artikels über die Villa Carl Schilbach beteiligt. Wir möchten ihnen nochmals herzlich dafür danken.
Quellen:
Weichbrodt-Schilbach, Helga: Historische Aufnahmen und persönliche Mitteilungen
Stöhrl, Günter: Aktuelle Fotos und persönliche Mitteilungen
Stand Dezember 2014