(2.2.27)  Ehemalige Freimaurer-Loge Greiz

Anschrift: Greiz, Prof.-Dr.-Friedrich-Schneider-Str. 1/1a
(vormals Logen-Straße)
Baujahr: 1879 – Hauptgebäude 
Baumeister: Heinrich Ferdinand Hoffmann, Greiz,  (BLASE)
Baujahr: 1902 – Saalbau 
Architekt: Architekt Alphons Altenstein, Greiz,
Jetzige Nutzung: Leerstand

Foto: Leber

Unser Startbild (LEBER) zeigt das Logengebäude und den rechts daneben befindlichen Saalbau im Zustand vor 1935.
Bereits im Jahre 1873 gab es eine Loge in Greiz, aus dem Jahre 1873 datiert ein Mitgliederverzeichnis Leipzig 1873.
Die offizielle Bezeichnung der Loge lautete: „St. Johannis-Loge Lessing zu den drei Ringen im Orient Greiz“. So wird sie im o.g. Mitgliederverzeichnis genannt. Als „Orient“ wird der Logensitz bezeichnet. „Orient Greiz“ bedeutet somit „Logensitz in Greiz“. Die Abkürzung „i.Or.“ bedeutet „im Orient“.
Die Greizer Loge trägt den Namen Lessings. Gotthold Ephraim Lessing gilt als Wegbereiter freimaurerischer Ideen. Er ist u.a. der Schöpfer der Ringparabel (Nathan der Weise), die für Toleranz unter den Religionen wirbt. Auf die drei Ringe wird im Logennamen Bezug genommen. Drei miteinander verschlungene Ringe sind auch das Erkennungszeichen der Greizer Loge. Dieses Zeichen prangt auf der Fassade des Logengebäudes. Es soll von der Gleichheit und vom Miteinander der Weltanschauungen künden. Wir zeigen das Signum der Loge:

Foto: Sammlung METZNER 2015

Ein ganz ähnliches Firmenzeichen mit drei verschlungenen Ringen führte die bekannte Firma Alfred Krupp, Essen. Bei Krupp geht die Verwendung der Ringe darauf zurück, dass der Firmenchef Alfred Krupp auch ein bedeutender Erfinder war. Er entwickelte u.a. den nahtlosen stählernen Radreifen. Er wurde zu einem erfolgreichen, wesentlichen Produkt, das zum Aufstieg der Firma beitrug. Das Firmensymbol mit den drei Ringen zeigt aufeinander gelegt drei Radreifen. Wikipedia, Stichwort Alfred Krupp
Die Greizer Lessing-Loge weihte im Jahre 1880 einen neuen „Tempel“ ein. (FINDEL) Wir nehmen an, dass es sich bei dem Tempel um unser Gebäude in der jetzigen Schneiderstraße handelt. Es ist ein Gründerzeitgebäude.
Das Logengebäude zeigt zur Schneiderstraße eine Fassade mit fünf Fensterzügen. Drei der Fensterzüge befinden sich im Mittelrisalit. Der Saalbau weist mit seinem Giebel zur Straße. Die Saalfassade wird auf dem historischen Foto von einem großen, über zwei Etagen reichenden Fenster beherrscht.


Jetziger Zustand des ehemaligen Logengebäudes


Blick in die Prof.-Schneider-Straße aus nordöstlicher Richtung


Obere Etage des Risaliten mit Tympanon


Untere Etagen des Risaliten


Östlicher Seitenflügel


Detail des östlichen Seitenflügels


Tympanon mit dem Logenemblem, drei verschlungene Ringe. Die runde Tafel mit den
drei Ringen wurde glatt geschliffen. Das geschah vermutlich zur Nazizeit, als die Logen
aufgelöst und enteignet wurden. Aber man kann noch die Spuren der Ringe erkennen.


Runde Tafel mit den drei Ringen in Nahaufnahme


Mezzaninfenster in der obersten Etage des Risaliten


Fenster mit Bogenverdachung im ersten Stock


Fenster mit dreieckiger Verdachung im ersten Stock


Fenstergruppe im Hochparterre


Fassadenpartie mit östlicher Gebäudekante


Überleitung vom Hauptgebäude zum Saalbau


Fassade des ehemaligen Saalbaus. Haus und Fassade sind total umgebaut. (→ Startbild).
Es wurde wohl eine Decke eingezogen und das große Fenster über zwei Etagen entfernt.


Parterre des ehemaligen Saalbaus


Eingangsstufe des Saalbaus


Sockel des Saalbaus. Der Putz über dem Schiefer hat sich teilweise gelöst.


Lüftungsgitter 


Lüftungsgitter 


Ostfassade, links im Hintergrund ist das Justizgebäude zu sehen.


Nördliche Kante der Ostfassade, teilweise vermauertes Portal


Südliche Kante der Ostfassade


Südliche Hofseite, links Saalbau, rechts Hauptgebäude


Südostkante mit Anbau


Lüftungsöffnung 


Treppenhausfenster 


Treppenhausfenster 


Ovales Fenster am Saalbau 


Ovales Fenster am Saalbau 


Lüftungsöffnung 


Lüftungsöffnung in näherer Ansicht

Das ehemalige Logengebäude und sein Saalbau befinden sich in einem verwahrlosten Zustand. Nach der Enteignung und Umwidmung Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden verschiedene Umbauten vorgenommen. Es wurden u.a. Geschäftsräume, Wohnungen und ein kirchlicher Versammlungsraum geschaffen. Seit einiger Zeit stehen die Gebäude ganz leer.
Man erkennt noch die gründerzeitlichen Formen des Logengebäudes. Eine Wiederherstellung dieses Architektur- und Kulturdenkmals wäre wünschenswert.

Foto: Thüringer Staatsarchiv Greiz, um 1900, via METZNER

Wir freuen uns eine historische Bauzeichnung zeigen zu können. Sie zeigt die Fassade des Logenbaues und den Saalanbau. Die Zeichnung wird auf 1900 datiert. Die Gestaltung der Fassade des Anbaus zeigt, dass nicht mehr der Stil des Gründerzeithistorismus wirksam ist.
Die Fassade ist vom Jugendstil geprägt.

 

Foto: Sammlung SCHNEIDER, via METZNER

Eine Fotografische Ansicht aus dem Jahr 1916 veranschaulicht uns den damaligen Zustand des Gebäudekomplexes. Das Hauptgebäude vermittelt seine beeindruckende gründerzeitliche Ausstrahlung. Der Haupteingang mit Freitreppe befindet sich an der Ostfassade, die zur Brunnengasse gewandt ist. An der zur Logenstraße gewandten Fassade besitzen weder das Hauptgebäude noch der Saalbau einen Eingang.

Quellen:
* Leber, Franz: Greizer Geschichte in Bild und Wort. Greiz 1935, Bild 83, Manuskript, unveröffentl., Text- und Bildband
* Findel, Josef Gabriel: Erinnerungsblatt an die Feier der Einweihung des neuen Tempels zu der Loge Lessing zu den drei Ringen i.Or. Greiz am 22.1.1880, Leipzig 1880
* Metzner, Jörg: Die Geschichte der Greizer Loge „Lessing zu den drei Ringen“. Greizer Heimatkalender 2015, S.70-78, Hrsg. V. Schneider, Greiz, Verlag Tischendorf
*  Wikipedia: Stichwort Alfred Krupp

Wir danken Frau Corina Gutmann, Leiterin der Stadt- und Kreisbibliothek Greiz und ihren Mitarbeitern für die Bereitstellung des historischen Fotos von Franz Leber 1935
Wir danken Herrn Volkmar Schneider, Greiz, für den Hinweis auf die Lessing-Loge in Greiz.

Stand 2015