(2.4.27) Kontorgebäude Firma Seckendorf & Wilke
Anschrift: Greiz, Carolinenstraße 62
Baujahr: 1885 (BLASE)
Architekt: Ernst Steiner, Baumeister und Architekt, Greiz (BLASE)
Bauherr: Firma Seckendorf & Wilke, Mechanische Wollweberei, gegr. 1851
(Lithografie Briefkopf)
Nutzung: Gaststätte, Wohnungen
Von Firma Seckendorf & Wilke liegt uns ein Briefkopf vor. Aus dieser Lithografie von 1895 geht hervor, dass die Firma unter den Anschriften Greiz, Wiesenstraße 10 und Elsterberger Straße 1 Geschäftshäuser mit Kontor und Lager unterhielt, während die Fabrikationsgebäude sich in Dölau befanden.
Die Anschrift Wiesenstraße 10 wurde später in Carolinenstraße 62 umgeändert. Unter dieser Anschrift wird das Gebäude heute noch geführt. Auf der Lithografie sind die Dölauer Fabrik sowie, gesondert in einem hochkant gestellten Rahmen das Kontorgebäude Wiesenstraße 10 abgebildet. Man kann unschwer das heutige Gebäude Carolinenstraße 62 erkennen.
Diese Lithografie vom Jahre 1891 bestätigt die obige Feststellung.
Wir haben am Eingang des Hauses, der an der Wiesenstraße gelegen ist,
Füllungsgitter gefunden, die die Initialen „W“ und „S“ tragen. Das deutet auf
den Firmennamen Seckendorf und Wilke hin.
Initiale „W“
Initiale „S“
Das prächtige Eckgebäude mit Turm ist im Gelbklinker/Sandsteinstil errichtet. Fassadenschmuck wurde maßvoll zum Einsatz gebracht.
Wir sehen schlichte Sandsteineinfassungen der Fenster, Fensterwölbungen
mit Schlussstein und Zieranker.
Detail des Eckturms
Der Eckturm von der Rampe der Tannendorfbrücke aus gesehen. Der Turmhaube fehlt die Bekrönung. Das beeinträchtigt das Erscheinungsbild. Durch die Nähe der später errichteten Brückenrampe hat das Gebäude an Wirkung verloren. Im oberen Turmgeschoss sowie im Mansardenbereich wurden stilwidrige Fenster verwendet.
Turm in Nahaufnahnme
Fassade zur Carolinenstraße und Ecke zur Gartenfront
Die Balkone sind sehr schadhaft
Prachtvolle Sandsteinkonsole des Balkons
Reste eines originalen schmiedeeisernen Zaunes
Historische Ansichtskarte um 1919: Tannendorfbrücke mit Umfeld,
vom erhöhten Standort in Tannendorf aus.
Links oberhalb der Brückenkonstruktion ist das Kontorgebäude Seckendorf & Wilke zu sehen.
Auf einem vergrößerten Ausschnitt der historischen Ansichtskarte, um 1910, sehen wir das Kontorgebäude etwas näher. Wir erkennen, dass mittlerweile Vereinfachungen und Glättungen vorgenommen wurden. Namentlich an der Turmhaube sind Veränderungen zu sehen. Die Turmhaube hatte runde Dachfenster, sie trug eine Laterne, die mit einem Mast bekrönt war.
Ungeachtet der beschriebenen Beeinträchtigungen ist noch viel von der vormaligen Schönheit des Hauses zu erkennen. Wir hoffen auf bessere Tage. Ein Besuch lohnt sich auch jetzt schon.
Stand 2015
Wir zeigen zwei Fotos, die das schöne ehemalige Kontorgebäude aus etwas größerer Distanz, vom Salzweg aus, abbilden.
Kontorgebäude aus nordwestlicher Richtung vom Salzweg aus.
Im Vordergrund die Bahnlinie Greiz-Weischlitz.
Kontorgebäude etwas näher, vom gleichen Standort aus. Das Gebäude ist in seiner Eckposition durchaus auch heute noch eindrucksvoll. Was besonders auffällt ist, dass die Turmhaube vereinfacht und geglättet wurde und dass anstelle der dekorativen Dachgauben stilistisch wenig passende Schleppgauben angebracht wurden. Dadurch wurde die Dachregion des prachtvollen Hauses entwertet.
Im Jahre 2016 zeigte sich die Fassade nach einer umfassenden Restaurierung im neuen Glanz. Wir zeigen einige Ergebnisse:
Historische Dachgauben des Mansardendachs wurden in Schleppgauben umgebaut.
Das ist als Verlust zu bedauern, denn die Gauben mit spitzen Dächern waren ein besonderer Schmuck des Hauses. Die Dekors der Fassade wurden sorgfältig gereinigt und gepflegt.
Oberste Etage des Eckturms
Mittlere Etage des Eckturms
Hauptgesims mit Scheingebälk und Einzelfenster der obersten Etage
Rundbogen Fenster der mittleren Etage
Parterreszene
Diamantblock
Gebäudesockel mit Granitverkleidung
Gestaltung einer Risalitkante
Fensterbogen und Etagensims
Rosette in einem Fensterbogenzwickel
Brüstung, Sims und Fensterbogen
Zieranker
Westfassade
Südfassade mit Treppenhaus. Links die Konsole eines Balkons.
Südlicher Hauseingang
Detail der kunstgeschmiedeten Einfriedung
Initialen des Teilhabers Otto Wilke
Treppenhaus an der Südseite
Die defekten Balkonkonsolen wurden gekürzt. Schmalere neue Balkone wurden aufgesetzt.
So wurde die Reparatur der einsturzgefährdeten Balkone zufriedenstellend gelöst:
Stand 2019
Eine historische Postkarte aus dem Jahr 1916 belegt, dass die Firma Seckendorf & Wilke
zu diesem Zeitpunkt noch bestand und ihre Geschäftstätigkeit ausübte.
Wir danken Herrn Olaf Schreiber und Herrn Ernst Bergmann für ihre Anregungen sowie Material aus ihren Sammlungen.
Stand 2020
Quellen:
Bergmann, Ernst: persönliche Mitteilung 2020, Ingelfingen
Blase, Hubertus: s. Impressum
Schreiber, Olaf: persönliche Mitteilungen 2015, Zeulenroda