(2.1.5)  Villa Heller

Anschrift: Greiz, Bahnhofstraße 1
Baujahr: 1881


Bauherr: Adolph Heller, Inhaber eines Wollwarenfabrikationsgeschäftes
Architekt: Hans Enger, Leipzig, bedeutender Gründerzeitarchitekt,
u.a. Erbauer der St. Petrikirche (1885-88) in Chemnitz
Nutzung: Leerstand


Das Haus Heller, ganz in der Nähe des Greizer Bahnhofs, steht auf einem großen
Eckgrundstück, das an drei Seiten an Straßen grenzt und durchgestaltete Fassaden aufweist.

Zwei Seiten der Fassade liegen unmittelbar an der Straße, die dritte Fassade mit dem Eingang blickt auf ein parkartiges Gartengrundstück mit altem Baumbestand.
Die Fassade ist unter Verwendung von Putz und hellem Sandstein gestaltet. Das unterscheidet das Gebäude deutlich von den in Greiz verbreiteten Gelbklinkergebäuden und gibt ihm eine eigene Note.
Obwohl das Gebäude sehr sanierungsbedürftig ist, macht es einen großartigen Eindruck. Viele schmückende Elemente sind noch sehr gut erhalten.


Das Portal ist mit dem Hermeskopf geschmückt und weist damit
auf die wirtschaftliche Tätigkeit des Hausbesitzers hin.


Da der Hermeskopf durch den darüber liegenden Balkon überdacht ist,
ist er besonders gut erhalten. Der ganz in Sandstein gehaltene Balkon trägt
wesentlich zur Schmückung der Fassade bei.


Formenreiche Fenstereinfassungen lockern die Fassade auf und
geben ihr ein feierliches Gepräge.


Einzelnes Fenster mit Blendbalustrade im Obergeschoss


Einzelnes Fenster im Hochparterre mit Brüstung aus Naturstein, über der Fensteröffnung, Schlussstein mit Akanthusblatt, seitlich des Fensters Putz mit Ritzblöcken.


Kellerfenster mit schmiedeeiserndem Gitter. Der umgebende Gebäudesockel ist unten
aus großen Granitblöcken, darüber aus Sandsteinblöcken gestaltet. Die Überbrückung
der Kellerfensteröffnung erfolgt mit einem einzigen Sandsteinblock.


Auch die abgerundete Gebäudeecke ist mit Sandsteinblöcken hervorgehoben.


Unter dem Gebälk lief um das ganze Haus ein auf rotem Putzuntergrund aufgebrachtes Ornamentband. – Ähnliche Ornamentbänder findet man auch auf anderen Greizer Gründerzeitvillen, z.B. Villa Carolinenstraße 52.


Vor dem Portal erhebt sich eine Eingangsterrasse mit zwei Freitreppen.
Die Balustrade weist in Richtung Garten.


Das schmiedeeisernde Tor der Einfahrt sowie die Pforte sind noch
in der ursprünglichen Form erhalten.


Sie bedürfen ganz dringend der Pflege. 
Man beachte auch unter dem Fenstersims die gefühllos angebrachte DDR-Gasheizung
sowie die sichtbaren Teile des prachtvollen hölzernen Portals.
Die Schmiedearbeiten müssen unbedingt erhalten werden, Eile tut not.


Auch der das Gartengrundstück begrenzende schmiedeeisernde
Zaun ist noch vorhanden, teilweise in recht gutem Zustand.


Villa Heller mit dem parkartigen Grundstück, das sich in nordwestlicher Richtung anschließt,
von der Bahnhofstraße zur Poststraße einen Bogen beschreibend. Die prachtvolle Einfriedung sowie der alte Baumbestand verleihen dem Anwesen eine ausgezeichnete Wirkung,
die nur durch öffentliche Beschilderung beeinträchtigt wird.


Das Anwesen, von erhöhtem Standpunkt am Bahnhof aus gesehen


Westfassade


Südwestliche Gebäudekante im Obergeschoss


Nordwestliche Gebäudekante


Sockelpartie mit Blick auf Bahnhof. Mächtige Sandsteinblöcke prägen den Sockelbereich.


Diamantblock auf dem Sockel


Nordansicht mit Brandmauer und Treppenhaus


Brandmauer mit einem Ritzmuster versehen


Treppenhaus


Oberes Treppenhausfenster und Hauptgesims


Fassade Heinrich-Fritz-Straße


Ansicht übers Eck, die Fassaden Bahnhofstraße und Heinrich-Fritz-Straße


Ansicht übers Eck, näher


Abgerundete Gebäudekante unter dem Hauptgesims


Hauptgesims mit Wellendekor, Zahnleiste und Scheingebälk


Fassadenpartie mit Einzelfenster


Dekorative bossierte Sandsteinblöcke an einem Mauervorsprung


Verdachung mit Säulenkapitellen


Mezzaninfenster, darüber Hauptgesims, darunter Fensterverdachung


Mezzaninfenster in näherer Ansicht


Hauptgesims in näherer Ansicht


Wellenfries mit Zahnleiste


Fensterpartie im Obergeschoss


Oberer Teil eines Fensters im Obergeschoss mit Fensterkreuz,
Säulenkapitellen und Fensterverdachung


Fensterverdachung frontal


Fensterverdachung im Parterre, Fensterbrüstung mit Blendbalustrade im ersten Stock


Blendbalustrade als Fensterbrüstung


Säulenbasis mit Ornament


Schlussstein mit Akanthusblatt


Schlussstein in Nahaufnahme


Detail eines Fensters


Kapitell in Nahaufnahme


Fensterpartie im Parterre

Kellerfenster mit Sandsteineinfassung und kunstgeschmiedetem Gitter


Überbrückung einer Kellerfensteröffnung durch einen monolithischen Block


Situation an der nordöstlichen Gebäudekante


Gebäudesockel mit bossierten Sandsteinblöcken und Diamantblock


Diamantblock in näherer Ansicht


Sockelpartie mit Kellerfenster seitlich gesehen


Diamantblock seitlich


Detail des Mauerwerks am Sockel


Stark bossierte Kantensteine am Sockel


Rundung am Sockel


Detail der kunstgeschmiedeten Einfriedung


Verdachung einer Zaunsäule


Kapitell einer Zaunsäule

Villa Heller ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Gründerzeitarchitektur in Greiz. Sie beherrscht machtvoll den Bahnhofsvorplatz. Sie bedarf dringend der behutsamen Rekonstruktion und einer repräsentativen, öffentlichen Nutzung.
Bei unserem Besuch im Mai 2014 konnten wir feststellen, dass im total verwilderten Villengarten einiges Unterholz beseitigt worden war. Dadurch wurden für den Betrachter von außerhalb des Grundstücks einige Blickachsen frei, die bislang durch den Wildwuchs den Blicken entzogen waren.


Blick vom Eingangsbereich durch den Garten in Richtung Poststraße.
Links ist die Einfriedung des Gartens quasi von innen zu sehen.


Innere Einfriedung, die den Eingangsbereich vom Villengarten abgrenzt


Blick von der Poststraße durch den Villengarten zur Westseite der Villa


Blick von der Poststraße durch den Garten in Richtung Eingangsbereich der Villa


Eingangsterrasse mit Balustrade, dahinter das Hauptportal vom Garten her


Balustrade der Eingangsterrasse näher, davor die innere Einfriedung


Nähere Ansicht des Portals


Balustrade ganz nahe


Hirtenstäbe der inneren Einfriedung in näherer Ansicht


Westfassade mit Eingangsterrasse und Balkon in der ersten Etage


Sockel mit Kellerfenster, nördlich der Eingangsterrasse


Eingangsterrasse mit südlicher Freitreppe


Freitreppe und Teil der Terrasse in näherer Sicht


Westfassade, rechts unter dem Fenster ehemalige Gasheizung


Balkon über dem Hauptportal


Hauptportal, Eingangsterrasse und südliche Freitreppe


Das Hauptportal aus südlicher Richtung


Oberlicht des Hauptportals, Schlussstein mit Hermeskopf, Unterseite des Balkons


Hermeskopf am Schlussstein des Hauptportals. Der Hermeskopf ist eine Replik nach einer Hermesstatue von Bertel Thorwaldsen. (ROSENBERG) Die besonders ausdrucksstarke Hermesdarstellung von klassischer Schönheit verrät künstlerische Meisterschaft.


Weitere Thorwaldrepliken sind auf dem Neuen Friedhof zu finden: -> Grabstätte Graupner
-> Grabstätte Georges Schleber.
Der bedeutende dänische Bildhauer Bertel Thorwaldsen (1770-1844) übte großen Einfluss auf die Entwicklung des Bildhauerkunst des XIX. Jahrhunderts in Deutschland aus. Wir freuen uns, dass wir auch in Greiz Zeugnisse dieses Einflusses nachweisen können.


Hauptgesims und Fensterverdachung an der Westfassade


Balustrade der Eingangsterrasse und interne Einfriedung


Südliche Freitreppe zur Eingangsterrasse

Stand Mai 2014

Quelle:
Blase: 1995-98  (s. Impressum)
Rosenberg, Adolf: Thorwaldsen. Bielefeld, Leipzig 1901, S.45, Abb.45, Merkur als Argustöter
WIKIPEDIA: Stichwort St. Petrikirche Chemnitz, 2011