(2.6.30)  Grabstätte Georges A. Schleber


Georges Schleber, Dr. Ing. H.C., bedeutender Industrieller der Gründerzeit in Greiz, wird als „Fürstlich Reußischer Geheimer Kommerzienrat“ bezeichnet. Wir betonen das nicht, weil uns der Titel so imponiert. Wir entnehmen vielmehr daraus, dass die damalige örtliche reußische Obrigkeit die Wirtschaftstätigkeit solcher Fabrikanten wie Schleber anerkannte und förderte. Diese Haltung trug zweifellos dazu bei, dass Greiz damals wirtschaftlich in so außerordentlichem Maße aufblühte.  → Firmengebäude Schleber  → Villa Jeßnitzer


Das Grabmal wird von einer überlebensgroßen bronzenen Christusfigur beherrscht.


Die erhöht stehende Statue kann man keineswegs als religiösen Kitsch abtun. Es handelt sich um ein bedeutendes künstlerisches Werk eines Metallbildhauers. Vor der Kulisse des dem
Neuen Friedhof gegenüber liegenden Bergrückens macht es einen hervorragenden Eindruck. 


Teil des Grabmales mit der Aufschrift für Georges Schleber,  *1847, †1921


Es lohnt sich, den Kopf der Statue näher zu betrachten. Es drückt nicht nur die bei Jesusdarstellungen übliche Sanftheit und Verinnerlichung aus, sondern auch Nachdenklichkeit und großen Ernst. Die ganze Gestalt wirkt in ihrer zugewandten Gestik kraftvoll. Das ist keine klischeeartige Darstellung, sondern ein künstlerisch differenziertes Bild.

Die Christus-Statue ist nach LASKA eine Replik folgenden Bildwerkes:

Foto: LASKA 2009

Bertel THORVALDSEN (*1770,†1844), Christusstatue für die Kopenhagener Liebfrauenkirche, jetzt Thorvaldsen-Museum Kopenhagen, Entstehungsjahr 1828.
Thorvaldsen war bedeutender Bildhauer seiner Zeit und übte mit seiner Christus-Statue stilbildenden Einfluss auf das Christusbild des XIX. Jahrhunderts aus.
Mit der Christus-Statue der Grabstätte Schleber verfügt der Greizer Neue Friedhof neben den Medaillons „Göttin des Tages“ und „Göttin der Nacht“, die die Grabstätte → Graupner zieren,
ein weiteres von Thorvaldsen inspiriertes Kunstwerk.

Der Sockel der Statue trägt einen Aufkleber der Friedhofsverwaltung. Offenbar wird über das Schicksal der nicht mehr gepflegten Grabstätte nachgedacht. Es sollte öffentliches Interesse bestehen, dieses künstlerisch und historisch wichtige Grab zu erhalten und zu pflegen.

Quellen:
Laska, Frank: Die Glasmalereianstalt Ferdinand Müller in Quedlinburg, Letterado Verlag, Quedlinburg 2009, S.161

Stand 2014

Kategorien: GrabanlagenGründerzeit