(2.1.36)  Villa Wilhelm Eilers

Anschrift: Greiz, Rudolf-Breitscheid-Straße 7
Baujahr: 1883-1884
Bauherr: Wilhelm Eilers
Baumeister: Wilhelm Eilers
Architekt: Wilhelm Eilers
jetzige Besitzverhältnisse: privat
Nutzung: Wohn- und Geschäftshaus


Wilhelm Eilers war ein viel beschäftigter erfolgreicher Baumeister in Greiz. Er errichtete u.a. die Häuser Carolinenstraße 13a und b (1883) neben der Vogtlandhalle, die Häuser Poststraße 7 und 8 (1885/86) sowie die Häusergruppe Rudolf-Breitscheid-Straße 81 bis 83 (Elsterplatz). Eilers wählte nicht nur einmal einen L-förmigen Grundriss für seine Gebäudeschöpfungen. Wir finden das bei Villa Wilhelm Eilers, bei den Häusern Carolinenstraße 13 a und b sowie bei den Häusern Poststraße 7 und 8. Ein Teil der Fassade ist jeweils zurückgesetzt. Dadurch erhalten die Gebäude eine eigenständige Kontur und es entsteht ein Winkel, der für unterschiedliche Nutzungen geeignet ist.
Im Jahre 1916 ging die Villa in Besitz und Nutzung des Fabrikanten Alexander Zirnité über.
→ Firmengebäude Zirnité & Kolbig  → Grabstätte Zirnité
Alexander Zirnité war ein bedeutender Greizer Industrieller. Er ließ in der Rudolf-Breitscheid-Straße 15 auch ein großes repräsentatives Wohnhaus errichten. Das geschah aber erst nach dem I. Weltkrieg. Der Gründerzeitstil hatte seinen Einfluss verloren. Es wurde im Reformstil gebaut. → Haus Zirnité
Aber zurück zum Haus Wilhelm Eilers. Das Gebäude blieb bis zum Jahre 1993 in Besitz der Familie Zirnité und wurde von Familienmitgliedern bewohnt.

Die Villa ist auf der Denkmalliste des Landkreises Greiz (s. Quelle) verzeichnet und als Villa klassifiziert.
Auszug aus der Gebäudebeschreibung der Denkmalliste: „Zweigeschossiger, reich gegliederter verputzter Massivbau auf Souterraingeschoss über L-förmigen Grundriss, mit ausgebautem steilen Mansardengeschoss. Aufwändige Fassadengliederung durch Sandsteingesimse und Putzelemente … Bauzeitliche wandfeste Ausstattung (offene geschwungene Treppenanlage, zweiflügelige Holzfenster mit Oberlicht, Innentüren und Türfutter, Fußbodenbeläge, zweiflügelige Haustür, Deckenstuck).
Baukörper, Fassadengestaltung, Raumstrukturen und Ausstattung bilden eine gestalterische Einheit.“
Das Gebäude steht zwischen einem Wohnhaus, das links unmittelbar an die Straße angrenzt, und einem weiteren Gebäude, das rechts tiefer in das Grundstück eingerückt ist und von der Straße durch einen Vorgarten getrennt ist. Haus Wilhelm Eilers hat mit beiden Nachbargebäuden Berührung und vermittelt die unterschiedlichen Standorte durch seinen knieförmigen Grundriss. Die spezielle Lage des Grundstücks und der Grundriss verleihen dem Gebäude ein originelles interessantes Äußeres.


Blick in den Winkel, den die Fassade bildet


Blick zur Haustür, die durch eine Freitreppe erreicht wird


Haustür


Oberlicht der Haustür mit Bleiverglasung


Füllungsgitter der Haustür


Detail des Treppengeländers


Großes Fenster mit Rundbogen


Mansardenfenster mit großartiger Einfassung


Großes Fenster mit Verdachung, flankiert von Pilastern.
Die Fensterbrüstung ist mit einer Blendbalustrade versehen.


Detail der Kartusche in der Fensterverdachung


Nahaufnahme der Kartusche. Wir erkennen den Namen W. Eilers und die Jahreszahl 1884


Rundbogenfenster im Hochparterre


Fassadenpartie mit Fenster. Die Fensterrahmen wurden sehr gut aufgearbeitet. Wir sehen
eine prächtige Fenstereinfassung und auf der Fassade Ritzblöcke und bossierte Blöcke.

Foto: Lessmann

Mit Genehmigung der jetzigen Besitzer zeigen wir einen Blick in die zur Bauzeit angelegte offen geschwungene Treppenanlage. Sie ist wesentlicher Bestandteil der gründerzeitlichen inneren Ausstattung der Villa Wilhelm Eilers und wird in der Denkmalsliste eigens erwähnt. 

Wir sind in der erfreulichen Lage, originale Entwurfszeichnungen der Fassaden zeigen zu können. Sie stammen aus der Firma des Baumeisters W. Eilers.


Ansicht von der Straße. Links die beiden Fensterzüge stehen unmittelbar an der Straße.
Rechts der Fensterzug steht eingerückt auf dem Grundstück.
Wir sehen, dass der mittlere Fensterzug auf der Zeichnung nicht verglast ist. Es war demnach vorgesehen, dass sich an der Ecke in beiden Etagen offene Loggien befinden. Diese Loggien
sind jetzt geschlossen und mit Fenstern versehen.


Giebelansicht aus Richtung Süd. Rechts an der glatten Fläche schließt sich das südliche Nachbarhaus an. Links sehen wir die beiden unverglasten Öffnungen der Loggien.

Die prachtvollen Entwurfszeichnungen spiegeln im Wesentlichen das wieder, was bautechnisch realisiert wurde.

Wir danken den jetzigen Besitzern der Villa für wertvolle Informationen, für den Einblick in die Denkmalliste, für die Bereitstellung der originalen Entwurfszeichnungen sowie für das Foto des Treppenhauses.

Quelle:
Denkmalliste des Landkreises Greiz, Haus Rudolf-Breitscheid-Straße 7 in Greiz,
Benachrichtigung 23.11.1995

Stand 2012, 2015