(5.1.2)  Villa Otto Albert jun.

Beitragsinhalt:
* Villa Otto Albert jun.
* Rundgang auf dem Grundstück
* Ausblicke
* Innenaufnahmen
* Bauunterlagen


Anschrift: Greiz, Rudolf-Breitscheid-Straße 10
Bauherr: Otto Albert jun., 1873-1953
Baujahr: 1909
Architekten: William Lossow & Max Kühne
Lossow und Kühne waren namhafte Vertreter des Reformstils. Sie sind u.a. Erbauer des Leipziger Hauptbahnhofs und des Dresdener Schauspielhauses.
Sie errichteten auch in der Greizer Carolinenstraße 31 im Jahr 1920 ein Wohnhaus für den Kaufmann Paul Heyer, von Max Kühne stammt die Grabstätte Zirnité auf dem neuen Friedhof.
Jetzige Besitzverhältnisse: seit 2013 Besitz der Firma CIT Thomas Czerwinski, IT-Services Greiz
Nutzung: Firmensitz

Der Fabrikant und Kaufmann Otto Albert jun. war Mitglied der wirtschaftsstarken Greizer Fabrikantenfamilie Albert. Sie hatte ihre Firmengebäude in der August-Bebel-Straße 59-61 und besaß mehrere Villen im Stadtgebiet, u.a. Villa Otto Albert sen, in der Rosa-Luxemburg-Straße 58 und Haus Carolinenstraße 55 (abgerissen).
Auf dem Neuen Friedhof in Greiz befindet sich eine monumentale künstlerisch wertvolle Grabstätte der Familie Otto Albert sen.
Der Villenbau an der Rudolf-Breitscheid-Straße war zu seiner Entstehungszeit mit seiner großzügigen Linienführung, dem imposanten Mansardenwalmdach und dem sparsamen Fassadendekor ungemein zukunftsweisend. Noch heute, nach 100 Jahren, wirkt es erstaunlich modern.
Nach dem Ende des II. Weltkrieges wählte die Militärkommandantur der Roten Armee das stattliche Gebäude zu ihrem Sitz. Später wurde es Seniorenheim.

Otto Albert jun. wohnte nach der Beschlagnahme seines Hauses durch die Rote Armee in der damals in Familienbesitz Albert befindlichen Villa Kermann, damals Ernst-Thälmann-Straße 55, heute Carolinenstraße (Einwohnerverzeichnis Greiz 1948).
Ende der 1960er Jahre wurde die Villa Kermann gesprengt. Zu dieser Zeit war Otto Albert jun. bereits nicht mehr am Leben. Er verstarb im Jahre 1953. Sein Grab befindet sich auf dem neuen Friedhof in Greiz. Grab Albert jun.

Unser Startbild, am Anfang des Beitrags, zeigt die Villa aus nordöstlicher Richtung.
Das Gebäude hat zwei Hauptetagen, ein Souterrain und ein Mansardenwalmdach.
Der Haupttrakt hat unmittelbar Berührung mit der Straße. Im rechten Winkel nach Richtung Norden schließt sich ein weiterer Gebäudeteil an.


Nach Norden gewandter Nebentrakt mit Treppenhaus


Winkel, den der Haupttrakt und der nördliche Nebentrakt bilden


Obere Etage des Winkels


Straßenfront des Haupttraktes und Nebentrakt mit Portal


Eingangsbereich mit Pforte und Tor der Einfahrt


Tor der Einfahrt


Pforte und Portal


Pforte, rechts Briefschlitz


Abdeckung des Briefschlitzes


Schriftgestaltung auf dem Briefschlitz


Pforte und Einfahrt aus südöstlicher Sicht


Ziervase


Zwei Ziervasen, die Pforte flankierend


Oberer Teil der schmiedeeisernden Pforte


Rundbogen über dem Portal mit Muschelmotiv


Portal mit Füllungsgittern


Hauptfassade


Erste Etage mit Balkonen, darüber Mansarde


Mansarde


Fassadenpartie


Fenster der ersten Etage mit Balkonen


Balkonbalustrade, darunter Dekor


Dekor in Nahaufnahme


Dekor über dem Fenster


Fenster im Hochparterre


Kellerfenster an der Straßenfront. 
Der Sockel ist mit regelmäßig geschnittenen, schmal verfugten Sandsteinblöcken verkleidet.


Südostkante des Gebäudes, links die südliche Gartenfront mit zwei Erkern im Parterre, im Obergeschoss Altane. Der Garten wird zur Straße hin durch eine halbhohe Mauer abgegrenzt.


Partie der Südfront


Südfront und Gartenmauer


Südfront und Gartenmauer aus näherer Perspektive


Wintergarten mit Freitreppe an der Westkante der Südfront


Gesamtansicht aus nordöstlicher Sicht


Bemerkenswertes, relativ frühes Zeugnis eines repräsentativen Villenbaues im Reformstil. Baulich befindet sich das Gebäude nach gut 100 Jahren in recht gutem Zustand.

Rundgang auf dem Grundstück

Auf Einladung von Herrn Hans Czerwinski, leitender Mitarbeiter der Firma CIT Thomas Czerwinski IT-Services, die das Haus erworben hat und zu ihrem Firmensitz machte, erhielten wir im April 2015 Gelegenheit, das Gebäude zu besichtigen sowie außen und innen aktuelle Fotos anzufertigen. Zugleich konnten wir Einblick nehmen in die historischen Bauakten und erhielten persönliche Mitteilungen zum aktuellen Restaurierungsgeschehen.
Wir präsentieren nunmehr die Ergebnisse dieses Villenbesuchs:


Der Eingangsbereich mit den originalen kunstgeschmiedeten Toren und dem neuen Firmenlogo.


Das neue Firmenschild wurde gestaltet unter Verwendung
der originalen Abdeckung des Briefkastenschlitzes.


Die Villa mit dem neu gestalteten Eingangsbereich


Östliche Straßenfassade und Teil der nördlichen Seitenfassade


Nördliche Seitenfassade frontal


Westlicher Teil der nördlichen Seitenfassade


Östlicher Teil der Seitenfassade


Ansicht aus nordwestlicher Richtung 


Westliche Gartenfassade


Südlicher Teil der Westfassade. Rechts verglaste Veranda mit separater Treppe
zum Garten. Über der Veranda durch zwei Hauswände geschützter Söller.


Veranda in näherer Ansicht


Südwestkante des Gebäudes mit Veranda und Söller


Südwestkante mit der gesamten Westfassade


Südwestkante mit Südfassade


Südfassade von der Nahmmacherstraße aus 


Ansicht aus Südost. Wir sehen zwei Erker, die im Obergeschoss Söller tragen
sowie die Einfriedung des südlichen Gartens.


Ansicht aus Südost mit Straßenfassade


Straßenfassade, bekrönt mit einer halbrunden Schleppgaube. Im Obergeschoss drei Balkone.
Die Fassade ist durch mächtige Pilaster untergliedert, die über zwei Etagen reichen.


Schleppgaube mit drei Fenstern.


Die Balkone der Straßenfassade


Südlicher Balkon der Straßenfassade


Balustrade eines Balkons und Balkonfuß


Die drei hohen Rundbogenfenster im Hochparterre der Straßenfassade


Einzelnes Rundbogenfenster in näherer Ansicht

Ausblicke


Blick durchs Fenster nach Westen. Sichtbar sind die Rückseiten
der Bebauung an der Carolinenstraße.


Geschlossene Veranda an der Nordwestkante des Gebäudes,
Blick von innen durch das westliche Verandafenster


Blick durch das südliche Verandafenster, rechts ist eine Laube zu sehen, die auf dem Grundstück steht, links ist die benachbarte Villa Ernst Schilbach, Rudolf-Breitscheid-Straße 14 


Südliches Verandafenster in näherer Ansicht


Blick aus einem westlichen Fenster


Blick auf einen Balkon der Straßenfassade von innen


Blick aus einem südlichen Fenster zur benachbarten Villa Ernst Schilbach


Villa Ernst Schilbach, etwas von Zweigen verdeckt.
Links im Hintergrund Haus Zirnité, Rudolf-Breitscheid-Straße 15


Blick zur benachbarten Ostbebauung der Rudolf-Breitscheid-Straße,
rechts Villa Wilhelm Eilers, Rudolf-Breitscheid-Straße 7


Oberlicht von einem Söller aus gesehen


Blick zum Mansardendach, vom Söller an der Südwestkante des Gebäudes aus 


Blick vom Söller in Richtung Westen


„Habemus papam“


Zutritt vom Söller zum Gebäude


Ausblick in südöstliche Richtung zu den benachbarten Villen,
links beginnend Villa Ufert, Haus Zirnité und Villa Ernst Schilbach


Blick zum Haus Rudolf-Breitscheid-Straße 5, Balustrade in der Dachregion


Haus Rudolf-Breitscheid-Straße 5, Blendbalustrade mit Obelisken


Blick aus einem Parterrefenster der Straßenfassade zum gegenüberliegenden
Haus Rudolf-Breitscheid-Straße 5

Innenaufnahmen

Die Restaurierungs- und Einrichtungsarbeiten waren zum Zeitpunkt unseres Besuches noch nicht abgeschlossen. Trotzdem konnten wir zahlreiche Innenaufnahmen erstellen, die eine Vorstellung vom aktuellen Interieur der Villa vermitteln.

Blick in die Diele mit Aufgang zum Obergeschoss


Beginn der Treppe zum Obergeschoss


Treppengeländer


Blick in den weiteren Verlauf des Treppenhauses


Kopf eines Treppenpfostens


Treppenpfosten mit Übergang zum Geländer


Blick auf den ersten Treppenabsatz


Innentür im Eingangsbereich


Originale Fliesen im Eingangsbereich


Plafond der Diele mit Gebälk und Lüster


Partie der Diele mit Treppenaufgang, Innentür und Uhr


Täfelung mit Einbauschrank


Unverglaste Innentür


Detail der unverglasten Innentür 1


Detail der unverglasten Innentür 2


Buntglasfenster der Diele


Buntglasfenster der Diele im Ausschnitt mit kleinen Glasmalereien


Glasmalerei 1


Glasmalerei 2


Glasmalerei 3


Glasmalerei 4


Glasmalerei 5


Glasmalerei 6
Die kleinen Glasmalereien wie auch viele andere Details des Innenausbaus
machen den Stilwandel deutlich vom Gründerzeitstil hin zum Reformstil.


Kleiner Wandschrank


Schloss des Wandschrankes


Fenstergriff 1


Fenstergriff 2


Türklinke 1


Türklinke 2


Originales Parkett im Parterre


Fenster mit Rundbögen im Parterre


Verkleidung eines Heizkörpers im Parterre 1


Verkleidung eines Heizkörpers 2


Plafond mit Stuckverzierung im Parterre 1


Plafond mit Stuckverzierung im Parterre 2


Plafond mit Stuckverzierung im Parterre 3


Zweiflügelige Innentür


Detail der Innentür 1


Detail der Innentür 2


Fensteranlage eines Erkers im Parterre


Fensterbögen im Erker und Deckenstuck


Schiebetür


Balkendecke 1


Balkendecke 2


Balkendecke mit Lüster


Täfelung


Geschnitztes Dekordetail der Täfelung


Überwölbte Wandvertiefung mit Tür


Stuckarbeiten am Plafond 1


Stuckarbeiten am Plafond 2


Stuckarbeiten am Plafond 3


Stuckarbeiten am Plafond 4


Modernisierter Kamin


Neuer Lüster, im Hintergrund Stuckarbeiten


Stuckarbeiten 5


Stuckarbeiten 6


Stuckarbeiten 7


Stuckarbeiten 8


Stuckarbeiten 9


Stuckarbeiten 10
In der letzten Stuckarbeit sehen wir Füllhörner abgebildet. Die Füllhörner
als Sinnbilder des Wohlstandes sind deutlich stilisiert im Sinne des Reformstils.


Verglaster Einbauschrank, genutzt als Hausbar


Griff am Einbauschrank


Griff an einer Schiebetür


Tür zur Veranda mit Jalousiekasten


Einbauschrank 1


Einbauschrank 2


Büfett 1


Büfett 2


Büfett 3


Büfett 4


Büfett 5


Büfett 6


Verkleidung von Heizkörpern


Einfassung über dem Büfett mit Schnitzerei und Wandleuchten, die Tapete wurde erneuert


Schnitzerei 1


Schnitzerei 2


Gruppe geschnitzter Festons


Schmale Innentür


Oberer Teil der Tür mit Umfeld


Oberer Teil der Tür in näherer Ansicht


Originale sechseckige Fußbodenfliesen im Parterre


Fenster mit Jalousiekasten von innen


Windrose als Fußbodenschmuck in der Veranda


Dienstbotenaufgang


Herrschaftliches Treppenhaus 1


Herrschaftliches Treppenhaus 2


Herrschaftliches Treppenhaus 3


Söller über der südwestlichen Veranda


Eintritt vom Söller ins Haus


Erneuertes Türschloss


Dachpartie

Bauunterlagen

Diese Unterlagen stammen aus der Sammlung Hans Czerwinski.
Herr Czerwinski gestattet es uns freundlicherweise, Einblick in diese Unterlagen zu nehmen
und Fotos anzufertigen. 
Die nachfolgenden Bauzeichnungen stammen aus dem
Architektenbüro William Lossow/Max Kühne Dresden, Waisenhausstraße 8.
Sie sind datiert in den Jahren 1909/10.


Firmenstempel des Architektenbüros und Jahreszahl


Lossow und Kühne fungierten nicht nur als Bauleiter sondern auch als Bauausführende.


Otto Albert jun. stellte seine Bauanfrage am 17. September 1909.


Am 25.9.1909 wurde das Bauvorhaben genehmigt.


Am 15. Oktober 1910 wurde der vollendete Villenbau vom Fürstlichen Landesbauamt abgenommen. Das bedeutet, dass das wertvolle, reich ausgestattete Gebäude, von der ersten Bauanfrage gerechnet, in 13 Monaten fertiggestellt wurde. Ein bemerkenswertes Tempo der Bearbeitung von Anträgen durch die zuständigen Behörden sowie der realen Bauausführung.


Bauzeichnung der Architekten Lossow und Kühne 1909. Nach Osten gerichtete Straßenfront. Rechts der niedrigere Gebäudeteil wurde nicht ausgeführt.


Zum nördlichen Teil des Gartens weisende Fassade mit Eingangstreppe. Darüber das große Dielenfenster, das in der gezeigten, über zwei Etagen reichenden Höhe nicht ausgeführt wurde. Rechts unten der kleine Vorbau, der ebenfalls nicht ausgeführt wurde. Darunter der Kellereingang.


Westliche Gartenfront. Links kleiner Vorbau, der nicht ausgeführt wurde.
Rechts unten offene Loggia. Sie wurde geschlossen und zur Veranda umgebaut.
Darüber ein unbedachter Söller. Unten ganz rechts Freitreppe zur Veranda.


Südliche Gartenfront, links unten Veranda mit Freitreppe, unten Mitte zwei Erker, darüber Söller


Einfriedung


Detail der Einfriedung


Pforte und Tor

Die ästhetisch ansprechenden Entwurfszeichnungen der Architekten Lossow und Kühne verdeutlichen noch einmal die Schönheit des vom Reformstil geprägten bahnbrechenden Villenbaus des Greizer Fabrikanten Otto Albert jun.

Abschließend können wir sagen, dass es ein Anlass zu besonderer Freude ist, dass der Villenbau einen neuen Besitzer gefunden hat, der das Gebäude einer angemessenen Nutzung zuführt und mit Tatkraft und Stilgefühl die Restaurierung vorantreibt.
Wir danken Herrn Hans Czerwinski, leitender Mitarbeiter der Firma CIT und Herrn Thomas Czerwinski, Firmeninhaber, Greiz, für ihre freundliche Unterstützung.

Thomas Czerwinski erhielt am 9. September 2015 den Denkmalschutzpreis des Landkreises Greiz für die Sanierung und Restaurierung der Innenbereiche der Villa (www.landkreis-greiz.de).

Quellen:
Einwohnerverzeichnis Greiz 1948
Czerwinski, Hans: Persönliche Mitteilungen, Greiz 2015
Czerwinski, Hans: Sammlung Czerwinski, Greiz 2015

Stand Mai 2015